Kleiner Biss mit großer Wirkung

Schmerzmedizinerin aus Hagenow setzt bei bestimmten Erkrankungen auf Blutegeltherapie

Blutegel gehören für die meisten Menschen wohl nicht zu den Tieren, die man gern anschaut, oder denen man gern nahekommen möchte. Dabei ist das Image der kleinen Blutsauger aus medizinscher Sicht ein deutlich positiveres. Längst haben die Tiere einen wichtigen Platz in der Schmerztherapie gefunden. So auch am LUP-Klinikum Helene von Bülow in Hagenow. Regelmäßig erhalten hier Patientinnen und Patienten, die an verschiedenen Gelenkerkrankungen wie Arthrosen oder chronischen Schmerzen leiden, eine Blutegeltherapie. „Einige Personen fragen explizit nach der Blutegeltherapie“, sagt Dr. med. Esther Vitt, Oberärztin im Schmerz- und Rückzentrum. Wann die Blutegeltherapie als geeignete Therapieform infrage kommt, ist allerdings von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. „Chronische Schmerzsyndrome sind komplexe multifaktorielle Erkrankungen. In der Therapie kommen daher vielfältige Ansätze zum Tragen. Zentral ist für uns immer die Wiederherstellung von Funktionalität“, ergänzt sie. Beispielsweise können Blutegel zur Unterstützung der Gewebslockerung eingesetzt werden. Nachdem ein Blutegel angebissen hat, saugt er zwischen 30 bis 120 Minuten an der entsprechenden Stelle und gibt währenddessen über 200 verschiedene Einzelsubstanzen in das Gewebe ab. „Der genaue Wirkmechanismus ist nicht bekannt. Man geht aber davon aus, dass die abgegebenen Substanzen neben einer blutverdünnenden Wirkung ebenfalls schmerzstillende, entzündungs- und gerinnungshemmende, gefäßerweiternde, lymphflussanregende sowie eventuell antibakterielle Eigenschaften besitzen“, erläutert die Medizinerin. Je nach Bereich, der behandelt werden soll, werden in der Therapie in Hagenow zwischen vier bis zwölf Blutegel pro Patientin oder Patient angesetzt. Da die Blutegel extra für den medizinischen Gebrauch gezüchtet und nur einmal verwendet werden, besteht keine Gefahr von Krankheitsübertragungen. „Nachblutungen oder Hämatome sind häufigere Nebenwirkungen, ebenso wie Juckreiz. Allergien und Wundheilungsstörungen können theoretisch vorkommen, haben wir bisher aber nicht beobachtet“, sagt Dr. med. Esther Vitt. Besondere Vorbereitungen müssen nur bei der Einnahme bestimmter gerinnungshemmender Medikamente getroffen werden und die Patientinnen oder Patienten sollten keine künstlichen Düfte am Tag vor und direkt während Therapie tragen und unter keiner großen Stressanspannung stehen, da sich dies negativ auf das Saugverhalten der Tiere auswirken könnte. „Die Wirkung kann sich bis zu zwei Wochen entfalten und im Therapiekontext bei richtiger Indikationsstellung eine sinnvolle Ergänzung zur Verbesserung der Funktionalität bei diversen Schmerzsyndromen bieten“, fasst Dr. med. Esther Vitt zusammen.

Mehr zum Schmerz- und Rückenzentrum finden Sie hier.

Erneute Zertifizierung der Ultraschalldiagnostik

Chefarzt Dr. med. Nils Raab während einer Untersuchung.

Guten Nachrichten für das LUP-Klinikum Helene von Bülow: Das Ultraschallzentrum im Krankenhaus Ludwigslust hat erneut die Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) erhalten. Seit 2021 führt die zentrale Funktionsdiagnostik dieses Zertifikat. „Diese kontinuierliche Zertifizierung durch die DEGUM unterstreicht die hohe Qualität und Innovationskraft unserer Ultraschalldiagnostik“, sagt Dr. med. Nils Raab, Chefarzt für Innere Medizin und Gastroenterologie. Er ergänzt: „Die patientennahe bettseitige Sonographie ist die Methode der Zukunft, um Patientinnen und Patienten zu helfen.“ Dank portabler Ultraschallgeräte findet die Methode in zahlreichen Bereichen Anwendung, unter anderem bei Akutsituationen, wie dem Polytrauma, im Schockraum oder auf der Intensivstation. Eine weitere Einsatzmöglichkeit ist die ambulante Versorgung bei Hausbesuchen sowie bei geplanten Besuchen beim Haus- oder Facharzt. Hinzukommt die Hochleistungs-Sonographie durch Spezialisten im Krankenhaus.
Im Rahmen der sogenannten multiparametrischen Sonographie kommen weitere Einsatzmöglichkeiten zum Tragen, beispielsweise Ultraschallkontrastmittel, Gefäßdopplersonographie, Steifigkeitsmessungen (Elastographie) von Organen in speziellen Situationen. „In besonderen Fällen ermöglicht die Ultraschalldiagnostik gezielte Interventionen wie die Punktion auffälliger Befunde oder die Ableitung krankhafter Flüssigkeitsansammlungen. So können potenziell lebensbedrohliche Zustände wie Sepsis oder akute Luftnot effektiv behandelt werden – direkt am Patientenbett und ohne weitere belastende Eingriffe“, erläutert Dr. med. Nils Raab die Vorteile. Die Weitergabe der klinischen Sonographie an die nächste Generation von Medizinern ist ein zentraler Schwerpunkt der Gastroenterologie am LUP-Klinikum Helene von Bülow in Ludwigslust. Regelmäßig werden hier durch die Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern Weiterbildungen für Ärzte durchgeführt. Beispielsweise fand in den vergangenen Jahren ein viertägiger Grundkurs Ultraschalldiagnostik in Ludwigslust statt. „Für kommenden April ist ein Kurs Basisnotfall-Sonographie geplant, der sich an alle in der Notfallmedizin tätigen und interessierten Kolleginnen und Kollegen richtet“, sagt Dr. med. Nils Raab, Mitorganisator dieser Fachweiterbildung.

Mehr zur Inneren Medizin am LUP-Klinikum Helene von Bülow in Ludwigslust erfahren Sie hier.

Weiterer Meilenstein in der innovativen Chirurgie bei den LUP-Kliniken

Chefärztin Dr. med. Vanessa Jung und der Eduart Qemalli, leitender Oberarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Krankenhaus Ludwigslust, während eines minimalinvasiven Eingriffs.

Im LUP-Klinikum Helene von Bülow in Ludwigslust wurde Mitte November erstmals eine innovative, minimalinvasive Operationsmethode zur Entfernung eines Enddarmtumors bei einer Patientin durchgeführt. Die sogenannte Transanale Minimal-Invasive Chirurgie (TAMIS) ermöglicht es, Tumore im Enddarm über den Analkanal zu entfernen – ganz ohne Bauchschnitt. „Dank dieser modernen Schlüssellochtechnik konnten wir den Tumor schonend, präzise und im gesunden entfernen“, erklärt Eduart Qemalli, Leitender Oberarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Krankenhaus Ludwigslust. Diese Methode ist besonders geeignet, um gutartige Tumore sowie bösartige Tumore  im Frühstadium zu entfernen.
Die Vorteile dieser Methode sind für Eduart Qemalli überzeugend, so behalten die Patient:innen keine Narben zurück, sie haben weniger  Schmerzen und eine deutlich schnellere Genesungsphase. „Wir freuen uns, unseren Patient:innen in Zukunft häufiger diese fortschrittliche Behandlungsmöglichkeit auch in den LUP-Kliniken anbieten zu können“, so Eduart Qemalli weiter.

Dr. med. Kay Niemier über neue Studie zu Cannabispräparaten bei chronischen Schmerzen

Herr Dr. med. Niemier, das Schmerz- und Rückenzentrum in Hagenow ist das einzige Zentrum in Mecklenburg-Vorpommern, das an einer neuen Studie zu Cannabispräparaten teilnimmt. Worum geht es dabei?
Dr. med. Niemier: Wir möchten herausfinden, ob Cannabispräparate bei der Behandlung von chronischen Schmerzen wirksam sind. Zwar dürfen Ärzte in Deutschland medizinisches Cannabis verschreiben, bislang gibt es allerdings keine fundierten wissenschaftlichen Daten zu dessen Wirksamkeit und optimalem Einsatz. Die Studie, welche aktuell in verschiedenen Schmerzzentren in Deutschland und Österreich durchgeführt wird, zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen.

Welche Patient:innen können an der Studie teilnehmen?
Dr. med. Niemier: Wir suchen Patient:innen mit chronischen Schmerzen wie Rückenschmerzen, schmerzhaften diabetischen Polyneuropathien, Nervenschäden nach Unfällen oder Operationen sowie neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose oder Schlaganfällen. Die Teilnehmenden müssen mindestens 18 Jahre alt sein und bestimmte medizinische Voraussetzungen erfüllen. Von vornherein ausgeschlossen sind Schwangere, stillende Frauen oder Personen mit schweren Herz-, Nieren- oder psychiatrischen Erkrankungen.

Wie läuft die Studie ab?
Dr. med. Niemier: Die Studie ist auf ein Jahr angelegt und besteht aus zwei Phasen. In den ersten sechs Monaten erhalten die Teilnehmenden entweder ein Cannabispräparat oder ein Placebo, ohne dass sie oder wir wissen, welches Präparat sie bekommen – das nennt man eine Doppelblindstudie. Danach wechseln alle für weitere sechs Monate zu dem Cannabispräparat. Während der gesamten Studie dokumentieren die Patient:innen ihre Schmerzstärken regelmäßig über eine App und nehmen an Kontrollterminen bei unsSchmerz- und Rückenzentrum in Hagenow teil.

Können Sie uns etwas über das eingesetzte Medikament sagen?
Dr. med. Niemier: Das Medikament wurde von der Firma APURANO entwickelt und enthält THC. Dank der Nanotechnologie wird das THC so verarbeitet, dass es über die Mundschleimhaut besonders gut aufgenommen werden kann. Dadurch sind im Vergleich zu herkömmlichen Cannabispräparaten deutlich geringere Dosierungen notwendig, um eine klinisch relevante Wirkung zu erzielen. Die Einnahme erfolgt über ein Spray.

Was passiert, wenn Patient:innen nicht für die Studie geeignet sind?
Dr. med. Niemier: Diese Personen lassen wir nicht im Stich, sie können einen regulären Termin in unserer schmerztherapeutischen Ambulanz vereinbaren.

Mehr zum Schmerz- und Rückenzentrum finden Sie hier.

Schmerzmedizinerin aus Hagenow setzt bei bestimmten Erkrankungen auf Blutegeltherapie

Blutegel gehören für die meisten Menschen wohl nicht zu den Tieren, die man gern anschaut, oder denen man gern nahekommen möchte. Dabei ist das Image der kleinen Blutsauger aus medizinscher Sicht ein deutlich positiveres. Längst haben die Tiere einen wichtigen Platz in der Schmerztherapie gefunden. So auch am LUP-Klinikum Helene von Bülow in Hagenow. Regelmäßig erhalten hier Patientinnen und Patienten, die an verschiedenen Gelenkerkrankungen wie Arthrosen oder chronischen Schmerzen leiden, eine Blutegeltherapie. „Einige Personen fragen explizit nach der Blutegeltherapie“, sagt Dr. med. Esther Vitt, Oberärztin im Schmerz- und Rückzentrum. Wann die Blutegeltherapie als geeignete Therapieform infrage kommt, ist allerdings von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. „Chronische Schmerzsyndrome sind komplexe multifaktorielle Erkrankungen. In der Therapie kommen daher vielfältige Ansätze zum Tragen. Zentral ist für uns immer die Wiederherstellung von Funktionalität“, ergänzt sie. Beispielsweise können Blutegel zur Unterstützung der Gewebslockerung eingesetzt werden. Nachdem ein Blutegel angebissen hat, saugt er zwischen 30 bis 120 Minuten an der entsprechenden Stelle und gibt währenddessen über 200 verschiedene Einzelsubstanzen in das Gewebe ab. „Der genaue Wirkmechanismus ist nicht bekannt. Man geht aber davon aus, dass die abgegebenen Substanzen neben einer blutverdünnenden Wirkung ebenfalls schmerzstillende, entzündungs- und gerinnungshemmende, gefäßerweiternde, lymphflussanregende sowie eventuell antibakterielle Eigenschaften besitzen“, erläutert die Medizinerin. Je nach Bereich, der behandelt werden soll, werden in der Therapie in Hagenow zwischen vier bis zwölf Blutegel pro Patientin oder Patient angesetzt. Da die Blutegel extra für den medizinischen Gebrauch gezüchtet und nur einmal verwendet werden, besteht keine Gefahr von Krankheitsübertragungen. „Nachblutungen oder Hämatome sind häufigere Nebenwirkungen, ebenso wie Juckreiz. Allergien und Wundheilungsstörungen können theoretisch vorkommen, haben wir bisher aber nicht beobachtet“, sagt Dr. med. Esther Vitt. Besondere Vorbereitungen müssen nur bei der Einnahme bestimmter gerinnungshemmender Medikamente getroffen werden und die Patientinnen oder Patienten sollten keine künstlichen Düfte am Tag vor und direkt während Therapie tragen und unter keiner großen Stressanspannung stehen, da sich dies negativ auf das Saugverhalten der Tiere auswirken könnte. „Die Wirkung kann sich bis zu zwei Wochen entfalten und im Therapiekontext bei richtiger Indikationsstellung eine sinnvolle Ergänzung zur Verbesserung der Funktionalität bei diversen Schmerzsyndromen bieten“, fasst Dr. med. Esther Vitt zusammen.

Mehr zum Schmerz- und Rückenzentrum finden Sie hier.

Chefarzt Dr. med. Nils Raab während einer Untersuchung.

Guten Nachrichten für das LUP-Klinikum Helene von Bülow: Das Ultraschallzentrum im Krankenhaus Ludwigslust hat erneut die Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) erhalten. Seit 2021 führt die zentrale Funktionsdiagnostik dieses Zertifikat. „Diese kontinuierliche Zertifizierung durch die DEGUM unterstreicht die hohe Qualität und Innovationskraft unserer Ultraschalldiagnostik“, sagt Dr. med. Nils Raab, Chefarzt für Innere Medizin und Gastroenterologie. Er ergänzt: „Die patientennahe bettseitige Sonographie ist die Methode der Zukunft, um Patientinnen und Patienten zu helfen.“ Dank portabler Ultraschallgeräte findet die Methode in zahlreichen Bereichen Anwendung, unter anderem bei Akutsituationen, wie dem Polytrauma, im Schockraum oder auf der Intensivstation. Eine weitere Einsatzmöglichkeit ist die ambulante Versorgung bei Hausbesuchen sowie bei geplanten Besuchen beim Haus- oder Facharzt. Hinzukommt die Hochleistungs-Sonographie durch Spezialisten im Krankenhaus.
Im Rahmen der sogenannten multiparametrischen Sonographie kommen weitere Einsatzmöglichkeiten zum Tragen, beispielsweise Ultraschallkontrastmittel, Gefäßdopplersonographie, Steifigkeitsmessungen (Elastographie) von Organen in speziellen Situationen. „In besonderen Fällen ermöglicht die Ultraschalldiagnostik gezielte Interventionen wie die Punktion auffälliger Befunde oder die Ableitung krankhafter Flüssigkeitsansammlungen. So können potenziell lebensbedrohliche Zustände wie Sepsis oder akute Luftnot effektiv behandelt werden – direkt am Patientenbett und ohne weitere belastende Eingriffe“, erläutert Dr. med. Nils Raab die Vorteile. Die Weitergabe der klinischen Sonographie an die nächste Generation von Medizinern ist ein zentraler Schwerpunkt der Gastroenterologie am LUP-Klinikum Helene von Bülow in Ludwigslust. Regelmäßig werden hier durch die Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern Weiterbildungen für Ärzte durchgeführt. Beispielsweise fand in den vergangenen Jahren ein viertägiger Grundkurs Ultraschalldiagnostik in Ludwigslust statt. „Für kommenden April ist ein Kurs Basisnotfall-Sonographie geplant, der sich an alle in der Notfallmedizin tätigen und interessierten Kolleginnen und Kollegen richtet“, sagt Dr. med. Nils Raab, Mitorganisator dieser Fachweiterbildung.

Mehr zur Inneren Medizin am LUP-Klinikum Helene von Bülow in Ludwigslust erfahren Sie hier.

Chefärztin Dr. med. Vanessa Jung und der Eduart Qemalli, leitender Oberarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Krankenhaus Ludwigslust, während eines minimalinvasiven Eingriffs.

Im LUP-Klinikum Helene von Bülow in Ludwigslust wurde Mitte November erstmals eine innovative, minimalinvasive Operationsmethode zur Entfernung eines Enddarmtumors bei einer Patientin durchgeführt. Die sogenannte Transanale Minimal-Invasive Chirurgie (TAMIS) ermöglicht es, Tumore im Enddarm über den Analkanal zu entfernen – ganz ohne Bauchschnitt. „Dank dieser modernen Schlüssellochtechnik konnten wir den Tumor schonend, präzise und im gesunden entfernen“, erklärt Eduart Qemalli, Leitender Oberarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Krankenhaus Ludwigslust. Diese Methode ist besonders geeignet, um gutartige Tumore sowie bösartige Tumore  im Frühstadium zu entfernen.
Die Vorteile dieser Methode sind für Eduart Qemalli überzeugend, so behalten die Patient:innen keine Narben zurück, sie haben weniger  Schmerzen und eine deutlich schnellere Genesungsphase. „Wir freuen uns, unseren Patient:innen in Zukunft häufiger diese fortschrittliche Behandlungsmöglichkeit auch in den LUP-Kliniken anbieten zu können“, so Eduart Qemalli weiter.

Herr Dr. med. Niemier, das Schmerz- und Rückenzentrum in Hagenow ist das einzige Zentrum in Mecklenburg-Vorpommern, das an einer neuen Studie zu Cannabispräparaten teilnimmt. Worum geht es dabei?
Dr. med. Niemier: Wir möchten herausfinden, ob Cannabispräparate bei der Behandlung von chronischen Schmerzen wirksam sind. Zwar dürfen Ärzte in Deutschland medizinisches Cannabis verschreiben, bislang gibt es allerdings keine fundierten wissenschaftlichen Daten zu dessen Wirksamkeit und optimalem Einsatz. Die Studie, welche aktuell in verschiedenen Schmerzzentren in Deutschland und Österreich durchgeführt wird, zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen.

Welche Patient:innen können an der Studie teilnehmen?
Dr. med. Niemier: Wir suchen Patient:innen mit chronischen Schmerzen wie Rückenschmerzen, schmerzhaften diabetischen Polyneuropathien, Nervenschäden nach Unfällen oder Operationen sowie neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose oder Schlaganfällen. Die Teilnehmenden müssen mindestens 18 Jahre alt sein und bestimmte medizinische Voraussetzungen erfüllen. Von vornherein ausgeschlossen sind Schwangere, stillende Frauen oder Personen mit schweren Herz-, Nieren- oder psychiatrischen Erkrankungen.

Wie läuft die Studie ab?
Dr. med. Niemier: Die Studie ist auf ein Jahr angelegt und besteht aus zwei Phasen. In den ersten sechs Monaten erhalten die Teilnehmenden entweder ein Cannabispräparat oder ein Placebo, ohne dass sie oder wir wissen, welches Präparat sie bekommen – das nennt man eine Doppelblindstudie. Danach wechseln alle für weitere sechs Monate zu dem Cannabispräparat. Während der gesamten Studie dokumentieren die Patient:innen ihre Schmerzstärken regelmäßig über eine App und nehmen an Kontrollterminen bei unsSchmerz- und Rückenzentrum in Hagenow teil.

Können Sie uns etwas über das eingesetzte Medikament sagen?
Dr. med. Niemier: Das Medikament wurde von der Firma APURANO entwickelt und enthält THC. Dank der Nanotechnologie wird das THC so verarbeitet, dass es über die Mundschleimhaut besonders gut aufgenommen werden kann. Dadurch sind im Vergleich zu herkömmlichen Cannabispräparaten deutlich geringere Dosierungen notwendig, um eine klinisch relevante Wirkung zu erzielen. Die Einnahme erfolgt über ein Spray.

Was passiert, wenn Patient:innen nicht für die Studie geeignet sind?
Dr. med. Niemier: Diese Personen lassen wir nicht im Stich, sie können einen regulären Termin in unserer schmerztherapeutischen Ambulanz vereinbaren.

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